Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!

Das Evangelium für den Ostersonntag ist dem Markusevangelium entnommen:

Als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.

Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Markus 16,1ff

 

„Wer wälzt uns den Stein?“ fragen die Frauen auf dem Weg zum Grab Jesu. Auf den ersten Blick eine Frage aus einer alten, legendär klingenden Geschichte.

Wer wälzt uns die Stein weg?“ frage ich heute.

Den Stein der Pandemie, der den Alltag so belastet.

Den Stein der Sorgen und Ängste, die unruhig machen.

Den Stein der Ohnmacht, die träge macht und lähmt.

Den Stein der Einsamkeit, die niemand bemerkt.

Den Stein der Gleichgültigkeit, die den Blick für den Mitmenschen trübt.

Den Stein der Sattheit, die Mauern gegen die Hungrigen baut.

Den Stein, der dem Leben den Tod bringt.

 

In der alten Evangeliumsgeschichte geraten die Frauen ins Staunen darüber, dass der Stein, den sie vor der Grabestür wähnten, weggewälzt ist und ihre Frage von daher keine Bedeutung mehr hat.

Gleichzeitig wird ihr Blick auf etwas Unerwartetes gelenkt: Das Grab ist leer! Auferstehung meint nicht, endlich alle Steine im Alltag loszuwerden, sondern vor allem auch die Erkenntnis, dass Leben sich gerade dort durchsetzt, wo wir es am wenigsten erwarten.

 

Lachen, das Kinder als Meister des Augenblicks verstrahlen.

Lebensfreude, die Menschen mit Behinderung vermitteln.

Trost, den Sterbende ihren Begleitern zu schenken wissen.

Bedächtigkeit, die Altgewordene gegen den Trend der Zeit leben.

Beharrlichkeit, die auch den kleinen Schritt zum Frieden ehrt.

Mut, der aus Solidarität erwächst und als Medikament gegen Feigheit wirkt.

Offenheit, die den Andersdenkenden in seiner Würde achtet.

 

Solche und ähnliche österliche Erfahrungen wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen! Auch wenn heuer vieles ander ist – Christus ist auferstanden, diese Botschaft macht Mut, meint, verbunden mit den besten Segensgrüßen,

Ihr Pfarrer Günter Wagner