Sind Religion und Wissenschaft wirklich Gegensätze?
Sorge, dass der Glaube ins Leere geht
Die Geschichte steht in der Bibel, im Markusevangelium, Kapitel 9. Wie oft möchten Menschen glauben, doch ihre Erfahrung hat sie skeptisch gemacht und nährt die Sorge, dass der Glaube ins Leere geht. Glaube kommt nicht allein – der Zweifel begleitet ihn. Trotzdem bewahrt dieser Vater seine Hoffnung. Die bleibt so stark, dass er mit seinem zaghaften Glauben zu Jesus geht.
Der Autor des Hebräerbriefs am Schluss der Bibel bietet eine Idealvorstellung an: „Der Glaube ist „eine gewisse Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Das will sagen: Wer dem Zweifel standhält und ein Quantum Hoffnung bewahrt, wer bereit ist, Gott Glauben zu schenken, kann mehr Erfahrungen mit ihm machen. Glaube wird damit eine Beziehung zu Gott. Das Vertrauen zu ihm kann wachsen, eshält Zweifel aus und unbeantwortete Fragen.
Mehr als das Gegenteil von Wissen
Glauben an Gott ist mehr als das Gegenteil von Wissen. Dieses Gegeneinander ist überholt. Es wurde in der Zeit des 19. Jahrhunderts stark, damals blühten die Naturwissenschaften auf. Der Forscher Charles Darwin bot Erklärungen an, wie das Leben auf der Erde in langen Zeiträumen durch Evolution entstand, eine stetige Weiterentwicklung. Das schien den Schöpfungsberichten in der Bibel zu widersprechen. Dort wird beschrieben, wie Gott die Erde in sieben Tagen erschafft, wie ein Künstler ein Kunstwerk. Manche meinten, so wie die Evolution der Lebewesen schreite auch die Entwicklung von der Religion zur Wissenschaft voran: Am Anfang stehe viel Glauben und wenig Wissen, aber dann werde das Wissen immer weiter wachsen und der Religion das Gebiet streitig machen.
Der Theologe und Philosoph Friedrich Schleiermacher hielt dagegen, die Frömmigkeit habe ihre eigene Sphäre, sie sei das „Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit“. Bevor wir Menschen etwas leisten, werden wir beschenkt mit Leben und mit Segen, sagt der Glaube. Inzwischen ist klarer geworden, dass die Bibel uns keine Naturkunde nahebringen will, sondern von Gott und seinem Handeln erzählt. Und viele Naturwissenschaftler sehen, dass ihre Forschungsergebnisse erst einmal für ihren eigenen Bereich gelten und nicht gleichzeitig für den Glauben.
„Glaube gibt einem Leben Form: Ich bin gewiss, das ich von Gott komme und zu Gott gehe.“