Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!  2. Korinther 13,13 (= Wochenspruch)

 

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!

Die Rede von der Dreieinigkeit, der dreifachen Person Gottes, vereint in seinem Wesen ist geheimnisvoll. Bis heute bildet sie eine Schwierigkeit im Gespräch mit anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften, interreligiös etwa mit dem Judentum und dem Islam, innerchristlich mit Gruppen wie den Zeugen Jehovas.

Biblisch betrachtet gibt es keine ausgeprägte Lehre dazu. Vom Apostel Paulus sind Formeln wie jene aus dem 2. Korintherbrief übermittelt. Sie bieten keine Abhandlung zur Dreieinigkeit, benennen aber Gott in dreifacher Weise: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Paulus belässt es bei den Formeln. Als einer, der wie Jesus im jüdischen Glauben großgeworden ist, denkt er vielleicht an einen Satz aus den 10 Geboten: „Du sollst dir kein Bildnis machen von deinem Gott!“. Obwohl ich von Gott in gewisser Weise nur bildhaft sprechen kann – gilt es, vorsichtig zu bleiben: Mit einem Bild allein – und sei es noch so schön – kann ich Gott nicht festhalten. Er ist immer auch anders, als ich es mir ausmale.

Hier liegt der Grund für das Bekenntnis zu einem dreieinigen Gott. Wir glauben und erfahren Gott wie einen Vater, auch wie eine Mutter. Aber nicht nur. Wir glauben und erfahren Gott in Jesus Christus. Aber nicht nur. Wir glauben und erfahren Gott durch den Heiligen Geist. Aber nicht nur. Ich kann Gottes Gegenwart in der Welt und in meinem Leben wahrnehmen – und gebe zugleich zu, dass alle meine Erfahrungen und Bilder von ihm sein Geheimnis und seine Fülle nicht fassen können. Das könnte ein Ansatzpunkt für ein Gespräch mit anderen Religionen und Konfessionen sein.

Ein anderer könnte über den Vergleich mit einem Baum gelingen: Gott begegnet uns unterschiedlich – so unterschiedlich wie die Teile eines Baumes. Wer die Wurzeln eines Baumes bedenkt, die den großen, schweren Stamm mit der Krone tragen, der landet in der Übertragung auf Gott beim Schöpfer. Das Leben ist nicht selbstverständlich. Wer den Stamm betrachtet, der landet bei Jesus. Dieser Mann aus Nazareth, der sich mit den Randgruppen in der Gesellschaft und sozial schwächer Gestellten solidarisiert und den Blick für die Kleinen, Leidenden und Zuwendungsbedürftigen schärft, gibt Orientierung – wie ein Leuchtturm. Wer die Krone bestaunt, landet beim Heiligen Geist. Denn ein Leben in der Nachfolge Jesu bringt Früchte hervor:

Der Traum vom Reich Gottes, einer gerechten und friedvollen Welt, wird zu einer gemeinschaftstiftenden Vision. Vergebung und Versöhnung sind keine bloßen Schlagworte, sondern werden konkret, weil Menschen einander nicht mehr als Gegner oder Konkurrenten begegnen, sondern als Kinder Gottes, als Schwestern und Brüder. Der Geist der Nächstenliebe treibt sie an zum Dienst an allen, die Hilfe brauchen. Und damit holt er sie zugleich heraus aus dem ständigen Kreisen um sich selbst und der quälenden Sorge um das eigene Wohlergehen.

Gottes Segen wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Günter Wagner