Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!

In der Trinitatiszeit ab dem Trinitatisfest haben die Sonntage im Kirchenjahr keinen besonderen Namen und werden numerisch als „Sonntage nach Trinitatis“ gezählt. Am 1. Sonntag nach Trinitatis lade ich Sie/Dich deshalb zu einem „Schöpfungsspaziergang“ ein.

Schöpfung erleben, genießen und achtsam bewahren.

Wir feiern zur Zeit unsere Gottesdienste im Freien. Wir dürfen uns Gottes Dienst an und für uns gefallen lassen indem wir dabei gleichzeitig die Schönheit und die Farben seiner Schöpfung mit allen Sinnen wahrnehmen und in unser Herz und unsere Seele einlassen und aufnehmen. Das mag auch gut ge­gen Verbitterung und Traurigkeit helfen.

Neben Psalm 104 besingt das Lied „Himmel, Erde, Luft und Meer, zeugen von des Schöpfers Ehr…“ von Joachim Neander die Schöpfung in den empfindsamen Einzelheiten, die uns zu Lob, Preis und Gebet herausfordert: Schau nicht immer auf das Kaputte und Zerstörte. Lass dich nicht von dem Negativen und Dunklen faszinieren. Blicke auf das Einfache: Die Natur, die Schöpfung Gottes, und erblicke das Vollendete und Vollkommene. Gottes Gegenwart in seiner Schöpfung.

Paul Gerhardt besingt in seinem Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ in den ersten acht Strophen ebenfalls Gottes bunte beseelte Schöpfung. Aber danach kommt er vom irdischen Garten zum himmlischen Paradies – und wieder zurück. Hier in dieser Welt formuliert er einen Vorsatz: Ich will eine schöne Blume sein, ein guter Baum mit starken Wurzeln, bis zum Ende grünen an Leib und Seele.

Zum Schluss seines Liedes bittet er um zwei Dinge – wohl wissend, dass es die beiden Dinge sind, die darüber entscheiden, ob unser Herz hinausgeht, Freude sucht und findet oder ob es freudlos und bitter bleibt.

Das eine, worum Paul Gerhardt bittet, ist der „Segen, der vom Himmel fließt“. Diesen Segen (Strophe dreizehn) haben wir nötig: für unsere Felder und Gärten, für unsere Arbeit und unsere Familien, für unsere Ortschaft und unser Land.

Die zweite Bitte: „Mach in mir deinem Geiste Raum“ heißt es in der vierzehnten Strophe. Es geht darum, dass wir selbst mit unserer Person ein „fruchtbares Land“ sind, auf das Gottes Wort wie ein Samen fällt und Frucht bringen soll. Der Weizen, der „wächset mit Gewalt“ – dieser Weizen wird jetzt zum Gleichnis für unser eigenes Leben als Christen. Auch der Baum wird zum Gleichnis für ein christliches Leben, einem Leben nämlich, das an Früchten des Handelns erkennbar ist. Paul Gerhardt zeigt uns, dass wir selbst ein Teil von Gottes Schöpfung sind und auf eine bestimmte Art und Weise gedacht und gemeint sind.

Wenn wir so leben, wie Gott unser Mensch-Sein gedacht hat, sind wir selbst ein Teil der Schöpfung – und der Freude! -, die Paul Gerhardt besingt und die wir in seinem Lied gefunden haben. So wollen wir nicht nur Freude finden, sondern auf dass wir durch unser Singen, unseren Glauben und unsere Art zu leben auch anderen Menschen Freude machen und Gott die Ehre geben.

Vollen Genuss von Gottes guter Schöpfung unter und mit seinem Segen

wünscht Ihnen/Dir herzlich

Lektor Martin Sorge